Wirkung und Verwendung von Kerbel

Kerbel (Anhriscus cerefolium) - Ein in Vergessenheit geratenes Heilkraut

In der Küche, vor allem in der französischen, hat sich der Kerbel mittlerweile fest etabliert. Was die heilende Wirkung angeht, ist das pflanzliche Diuretikum allerdings beinahe ein wenig in Vergessenheit geraten. Und das, obwohl die Pflanze im Mittelalter zu denen gehörte, die nicht nur aufgrund ihrer entwässernden, sondern auch wegen der blutreinigenden Wirkung hoch geschätzt wurden. Erst langsam, mit zunehmendem Interesse an der Pflanzenheilkunde, wird der Kerbel aus der aus seinem Schattendasein als reine Würzpflanze geholt. Wie er wirkt und wie er Anwendung findet, erfahren Sie im folgenden Artikel.

Mythen und Geschichten rund um den Kerbel

Kerbel wurde aufgrund der verdauungsfördernden Wirkung schon von Kräuterkundigen wie Plinius, dem römische Gelehrten geschätzt. Und Culpeper war es, der herausfand, dass sich die von Gelenkentzündungen verursachten Schmerzen durch Kerbelumschläge lindern ließen. In der Volksheilkunde wurde Kerbel gerne zur Behandlungen von Wunden oder für Augenspülungen verwendet. Auch Insektenstiche verloren ihren Schrecken, wenn sie mit einem Blatt frischen Kerbels bedeckt wurden. Zudem war das Kraut ein beliebtes Mittel, wenn die Leber entgiftet oder die Nieren durchspült werden sollten und auch im Rahmen von entgiftenden, entschlackenden und blutreinigenden Kuren war Kerbel gefragt.

Ein weiteres Einsatzgebiet des Kerbels waren Verdauungsprobleme jeder Art und natürlich machte das Kraut auch schwere Speisen bekömmlicher und leichter verdaulich. Zu guter Letzt sorgt der Kerbel auch für frischen Atem, wenn man ein paar Blättchen davon kaut.

Zugeschriebene Wirkung von Kerbel

Für die medizinische Verwendung interessant sind die Blätter. Sie enthalten unter anderem ätherische Öle, Gerb- und Bitterstoffe, Flavonoide, ungesättigte Fettsäuren, Mineralstoffe wie Eisen, Kalium Magnesium und Zink sowie verschiedene Vitamine - allen voran A und C, weswegen ihnen u.a. folgende Heilwirkungen auf den menschlichen Körper zugeschrieben werden:

  • Innerlich angewandt: anregend, antioxidativ, blutreinigend, blutdrucksenkend, durchblutungsfördernd, entblähend, entschlackend, entwässernd, harntreibend, immunstärkend, schleimlösend, schweißtreibend, stimmungsaufhellend, verdauungsanregend
  • Äußerlich angewandt: entzündungshemmend, keimwidrig, schmerzstillend, wundheilend

Naturheilkundlich orientierte Heiler vermuten zudem, dass der Kerbel - wie auch andere entwässernde Heilpflanzen - dabei helfen könnten, einen zu hohen Blutdruck positiv zu beeinflussen. Das legen zumindest kleinere Studien und persönliche Erfahrungswerte nahe. Größere Studien, die das belegen können, existieren allerdings nicht.

Anwendung von Kerbel

Die volksheilkundlichen Anwendungen können weiterhin guten Gewissens ausprobiert werden. Besonders als pflanzliches Diuretikum leistet der Kerbel im Rahmen einer entschlackenden und entwässernden Frühjahrs- oder Herbstkur gute Dienste. Bei Verdauungsbeschwerden wie Blähungen oder Verstopfungen schafft das Kraut ebenfalls Linderung.

Für alle Anwendungsgebiete empfiehlt sich ein einfacher Teeaufguss. Hierfür 1-2 Teelöffel frisch zerkleinerter Kerbelblätter mit kochendem Wasser übergießen, 10 Minuten ziehen lassen, abseihen und warm trinken. Im Rahmen einer Entschlackungskur oder um sich die harntreibende Wirkung zunutze zu machen, können über den Tag verteilt ruhig bis zu drei Tassen Kerbeltee getrunken werden, jedoch nur über einen begrenzten Zeitraum von maximal 3-4 Wochen.

In der Naturkosmetik ist der Kerbel ebenfalls angekommen. Er wirkt aufgrund seiner Inhaltsstoffe als wahrer Jungbrunnen und kann bei von Akne geplagter Haut helfen. Eine Wohltat für die Haut ist ein Kerbeldampfbad. Hierfür einfach 1-2 Handvoll frisch gezupfter Kerbelblätter in eine große Schüssel geben und mit heißem Wasser übergießen. Dann das Gesicht über den Dampf halten und für ca. 10 Minuten ausharren, wenn angenehm. Die Wirkung des Dampfbades lässt sich intensivieren, wenn man den Kopf mit einem Handtuch abdeckt und so dafür sorgt, dass der Dampf nicht links und rechts entweichen kann. Anschließend können die gereizte Haut oder einzelne Pickel mit dem Kerbelwasser betupft werden. Wer mag, kann sich für die Hautpflege auch jeden Tag einen Kerbelaufguss zubereiten. Dieser pflegt nicht nur die Haut, sondern kann auch bei geschwollenen Augen Abhilfe schaffen.

Für geplagte Augen tränkt man eine Kompresse oder Wattepads mit Kerbelaufguss, drückt sie sanft aus und legt die Kompresse nachfolgend für 10-15 Minuten auf die geschwollene Augenpartie.

Kerbel in der Küche

Die französische Küche setzt bei vielen Gerichten auf die Verwendung von Kerbel, doch auch hierzulande kann das Kraut auf eine kulinarische Tradition zurückblicken, gehört doch vielerorts die klassische Gründonnerstagssuppe mit Kerbel auf den Tisch. Der Kerbelklassiker ist natürlich die „Grüne Soße“ - auch Frankfurter Grüne Soße - die zu Fisch oder Fleisch serviert wird. Das vielseitige Kraut eignet sich auch wunderbar für kulinarische Experimente und macht sich im Omelett ebenso gut wie zu Fisch, Huhn, Käse oder Gemüsegerichten jeder Art. Der Beiname „Suppenkraut“ deutet jedoch an, dass das Kraut wie gemacht dafür ist, um Kräuter- und Gemüsesuppen zu veredeln. Das feine Anisaroma des Kerbels überdeckt die Geschmacksnote anderer Gewürze nicht, sondern hebt sie wunderbar hervor. Damit das Kraut jedoch seinen Geschmack behält, ist es wichtig, es erst zum Ende der Garzeit hinzuzugeben. Und wer die Wahl zwischen frischem und getrocknetem Kerbel hat, sollte der frischen Variante den Vorzug geben, weil sie aromatischer ist.

Anbau und Ernte von Kerbel

Kerbel ist relativ anspruchslos. Er bevorzugt ein sonniges Plätzchen und einen leicht feuchten Boden, dann gedeiht er von alleine und das sowohl im Garten, als auch auf der Fensterbank. Besonders aromatisch schmeckt das Kraut, wenn es knapp vier Wochen nach der Saat geerntet wird, was daran liegt, dass die ätherischen Öle dann hoch konzentriert sind. Fängt der Kerbel später an zu blühen, hat er schon merklich an Aroma verloren.

Gefahrenhinweise

Kerbel ist allgemein sehr gut verträglich. In der Schwangerschaft sollte vor dem Verzehr allerdings der Arzt befragt werden. Wer Kerbel selbst ernten möchte, sollte wirklich kräuterkundig sein oder mit einem Fachmann ans Ernten gehen, denn beim glatten Kerbel kann es leicht zu Verwechslungen mit dem giftigen Schierlingskraut kommen!

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