Die Wirkung und Anwendung von Blutwurz
Blutwurz (Potentilla erecta) - stoppt nicht nur Blutungen
Das unscheinbare Kraut mit den hübschen gelben Blüten wirkt auf den ersten Blick nicht besonders auffällig und doch zählt der Blutwurz neben dem Hirtentäschelkraut zu den wichtigsten blutstillenden Pflanzen, die in der Kräuterapotheke zu finden sind. Schon Paracelsus schätzte die Pflanze und noch heute ist sie, nicht nur in der Frauenheilkunde, eine feste Größe in der Phytotherapie und das aus gutem Grund. Welche Wirkung die Pflanze aufweist und wie man sie anwendet, lesen Sie im folgenden Artikel.
Mythen und Geschichten rund um den Blutwurz
Beim Blutwurz weisen schon die Beinamen und das Äußere überdeutlich auf die denkbaren Anwendungsgebiete und seine Wirkung hin. Da ist die Rede von Bauchwehwurz, Rotwurz, Ruhrwurz oder Ruhrkraut, Heilwurz, Tormentill oder Jesuswurzel. Und schneidet man den Wurzelstock (Rhizom) an, dann verfärbt sich diese Schnittstelle blutrot.
Schon bei den alten Griechen galt der Blutwurz als das Heilmittel bei Durchfällen und Blutungen jeder Art. Auch die großen Heilkundigen Hieronymus Bock oder Hildegard von Bingen empfahlen die Heilpflanze und so mauserte sich das Kraut vor allem im Mittelalter zum Universalheilmittel und tatsächlich war der Blutwurz immerhin dazu in der Lage, Krankheiten wie Ruhr, Typhus oder Cholera ein wenig von ihrem Schrecken zu nehmen. Vor allem der erfolgreiche Einsatz im Kampf gegen die Ruhr führte dazu, dass der Blutwurz später Einzug ins Deutsche Arzneibuch hielt. Auch in der Volksheilkunde wurden Durchfälle oder starke Monatsblutungen mit einem Tee oder Wein aus Blutwurz kuriert. Auf blutende Wunden brachte man Blutwurzpulver auf oder behandelte sie mit Umschlägen oder Waschungen. Und sogar gegen Hämorrhoiden, Pilzbefall der Haut (z.B. Fußpilz) oder Schweißfüße ist mit dem Blutwurz ein Kraut gewachsen, das adstringierend und pilzwidrig wirkt - hier setzte man auf Sitz- oder Fußbäder, denen Tormentill beigefügt wurde.
Neuere Studien zeigen, dass der Blutwurz auch bei Colitus ulcerosa Linderung verschaffen kann, indem er die Stuhlfrequenz reduziert und die Entzündungsparameter positiv beeinflusst - in einigen Fällen machte die Gabe von Blutwurz sogar die Einnahme von Kortison überflüssig.
Wirkung von Blutwurz
Für die medizinische Verwendung und Wirkung interessant ist das Rhizom, das unter anderem ätherische Öle, ca. 20 Prozent Gerbstoffe, Flavonoide und Harze enthält, so dass ihm folgende Heilwirkungen nachgesagt werden:
- Wirkung äußerlich angewandt: adstringierend, antibakteriell, antibiotisch, blutstillend, entzündungshemmend, keimwidrig, wundheilend
- Wirkung innerlich angewandt: adstringierend, antiallergisch, antibakteriell, antibiotisch, blutstillend, entzündungshemmend, immunstimulierend, keimwidrig, rückbildungsfördernd, stopfend, wundheilend
Anwendung von Blutwurz
Was in der Volksheilkunde angewandt wurde, besitzt noch immer Gültigkeit und vor allem bei Durchfallerkrankungen ist Blutwurz eine gute Wahl. Doch auch für die äußerliche Behandlung, etwa bei Entzündungen im Mund- und Rachenraum, bei Hämorrhoiden, oberflächlichen Wunden oder übermäßigem Schweißfluss bietet sich die Pflanze zum Gurgeln, für Mundspülungen oder für Sitzbäder und Waschungen an.
Ein einfacher Teeaufguss aus Blutwurz, der sowohl zum Trinken dient, aber auch als Gurgellösung oder Spülung angewandt werden kann, wird wie folgt zubereitet:
Einen Teelöffel der zerkleinerten Wurzel oder Teedroge mit 250 ml Wasser aufkochen, kurz sieden und anschließend 5 Minuten ziehen lassen, dann abseihen. Über den Tag verteilt bis zu 4 Tassen des frisch zubereiteten Tees trinken oder diesen nach Bedarf zum Gurgeln und Spülen verwenden. Wer keine Wurzelstückchen zur Hand hat, kann alternativ auch Blutwurzpulver nach Anweisung des Herstellers in Wasser oder Tee auflösen, beziehungsweise auf die Urtinktur zurückgreifen.
Eines der Hauptanwendungsgebiete für den Blutwurz ist die Frauenheilkunde und hier besonders die Behandlung zu starker Menstruationsblutungen, die sich trotz der Gabe von Hirtentäschelkraut nicht zügeln lassen. Unbedingt zu beachten ist allerdings, dass bei starken und länger als üblich andauernden gynäkologischen Blutungen immer ein Arzt aufgesucht werden sollte. Gleiches gilt natürlich bei länger andauernden oder ständig wiederkehrenden Durchfallerkrankungen. Hier muss eine organische Ursache ausgeschlossen werden.
Blutwurz in der Küche
Heute ist die kulinarische Verwendung eher unüblich, wer jedoch auf alten Pfaden wandeln möchte, kann im Sommer die Blätter der Pflanze wie Salat zubereiten oder sie spinatähnlich verwenden. Auch die Blüten sind hübsche und essbare Blickpunkte für Dessert oder Salat.
Medikamente aus Blutwurz
Blutwurz ist in geschnittener Form oder als Pulver sowie in homöopathischer Zubereitung erhältlich. Zudem setzen verschiedene Fertigpräparate auf das stopfende und blutstillende Kraut.
Anbau und Ernte
Der Blutwurz reiht sich in die Riege der Heilpflanzen ein, die kaum Ansprüche an Boden oder Umgebung stellen. Er gedeiht ebenso in Hochgebirgsebenen, wie auf trockenen Wiesen oder in moorigen Landschaften. Wer den Blutwurz im Garten sät, muss nur während der Zeit des Keimens auf ausreichende Bewässerung achten und ganzjährig einen Blick darauf haben, dass die Pflanze von den anderen nicht buchstäblich in die Ecke gedrängt wird. Erntezeit des Wurzelstocks ist im Frühjahr (März/April) oder zum Herbst hin.
Gefahrenhinweise zur Verwendung
Blutwurz ist allgemein sehr gut verträglich, wer jedoch zu Magenbeschwerden neigt, sollte bei der Anwendung Vorsicht walten lassen. Zu beachten ist weiterhin, dass der hohe Gerbstoffanteil des Tormentills bei allen, die zu Verstopfungen neigen, die Beschwerden verstärken kann. An dieser Stelle kommt die positive Wirkung bei Durchfall zum Tragen, die jedoch Verstopfungspatienten Probleme machen kann. Hierbei ist genaues Abwägen gefragt, eventuell die Verwendung einer homöopathischen Darreichungsform oder auch das Ausweichen auf andere Heilpflanzen. Eine längere, über eine Woche hinausgehende Therapie mit Blutwurz in Eigenregie ist auf keinen Fall empfehlenswert, da dies die Schleimhäute - insbesondere die im Verdauungstrakt - austrocknen könnte!
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