Gewöhnliches Hirtentäschel - Wirkung und Verwendung
Hirtentäschelkraut - Ein natürliches Mittel bei Blutungen jeder Art
Es tarnt sich so raffiniert als einfaches Unkraut, das überall am Wegesrand gedeiht und aufgrund des eher unscheinbaren Äußeren leicht übersehen wird. Und doch handelt es sich beim Hirtentäschel (Capsella bursa-pastoris) um eine der wichtigsten blutstillenden Pflanzen, die die Natur zu bieten hat. So verwundert es auch nicht, dass das Kraut, das schon von Hippokrates geschätzt wurde, noch heute eine feste Größe in der Naturheilkunde ist. Wie man die Pflanze anwenden kann und welche Wirkung dem Hirtentäschelkraut auf die Gesundheit noch so zugeschrieben wird, erfahren Sie hier.
Mythen und Geschichten rund um das Hirtentäschel
Das Hirtentäschelkraut, welches auch mit Beinamen wie Beutelschneider, Blutkraut, Himmelsmutterbrot oder Säcklekraut bedacht wird, gehört zu den ersten Heilkräutern, die in alten Aufzeichnungen Erwähnung fanden. Schon die großen Gelehrten der alten Griechen und Römer kannten und schätzen das Kraut. Bereits Hippokrates, Disokurides und Paracelsus wussten um die blutstillende Wirkung der Pflanze. Später war es unter anderem der Kräuterpfarrer Hieronymus Bock, der das Kraut aufgrund seiner Wirkung vor allem den Frauenarzneien zuschrieb. Doch das, was die zu heftige weibliche Regelblutung oder den mächtigen Blutfluss nach der Geburt stillt, kann auch anderweitig angewandt werden. So wurde von damaligen Kräuterheilkundigen zum Hirtentäschel gegriffen, wenn die Nase blutete, das Blut aus kleinen oder größeren Verletzungen gestillt werden sollte und natürlich auch, wenn gynäkologische Probleme nach einem Blutstiller verlangten.
Der Pflanzenpfarrer Künzle gehörte zu denen, die bei frischen Wunden auf einen Verband mit zerkleinertem Hirtentäschelkraut setzten und selbst im ersten Weltkrieg erinnerte man sich an die blutstillende Pflanze der Volksheilkunde und griff, in Ermangelung anderer Blutstiller, bei blutenden Kriegsverletzungen auf das Kraut zurück. Im Volksglauben sagte man zudem, dass das Hirtentäschel zahnenden Kindern Erleichterung verschaffen sollte, weswegen ein kleines, mit dem Heilkraut gefülltes Säckchen, an so manchem Kinderbettchen zu finden war, in der Hoffnung, dass Eltern und Kind eine ruhige Nacht haben mögen.
Zugeschriebene Wirkung vom Hirtentäschel
Für die medizinische Verwendung interessant ist das ganze Kraut, das unter anderem Aminosäuren, Bitter- und Gerbstoffe, Flavonoide, Mineralstoffe, Proteine und Saponine enthält, so dass ihm folgende Wirkungen auf den menschlichen Körper nachgesagt werden:
- Äußerlich angewandt: adstringierend, blutstillend
- Innerlich angewandt: abführend, blutstillend, blutreinigend, harntreibend, krampflösend, rückbildungsfördernd, wehenanregend
Anwendungsgebiete und Verwendung des Hirtentäschelkrauts
Die volksheilkundliche Verwendung des Hirtentäschels ist weiterhin gültig und darf nach Belieben ausprobiert werden. Vor allem die die äußeren Anwendung mit einem Hirtentäschelumschlag sollte versucht werden, wenn kleinere Blutungen zu stillen sind. Hierfür einfach einen konzentrierten Teeaufguss wie folgt zubereiten: 4-5 Teelöffel mit 250 ml kochendem Wasser übergießen, 10 Minuten ziehen lassen und abseihen. Anschließend den Teeaufguss abkühlen lassen und - so temperiert, dass es angenehm ist - einen sauberen Umschlag darin tränken und diesen auf die zu behandelnde Stelle aufbringen. Diese Anwendung kann auch bei Hämorrhoiden sinnvoll sein. Wobei sich hierbei, wie auch beim Nasenbluten, die Anwendung von in Hirtentäscheltee getränkten Tamponaden empfiehlt.
Hauptanwendungsgebiet des Hirtentäschelkrauts ist allerdings die Frauenheilkunde und hier vor allem die Behandlung starker Regel- sowie Geburtsblutungen. Ein einfacher Teeaufguss soll Linderung verschaffen. Hierfür 2 Teelöffel Hirtentäschelkraut mit 250 ml kochendem Wasser übergießen und dann 10 Minuten ziehen lassen. Stellt sich die gewünschte Wirkung jedoch nicht ein, ist es ratsam, andere Zubereitungsformen wie die Urtinktur oder ein Fertigpräparat zu wählen.
Aber Achtung: Da jeder Körper anders reagiert, kann es sein, dass die eigentlich blutstillende Wirkung der Heilpflanze sich bei manchem ins Gegenteil umkehrt und die Blutung verstärkt wird. Daher gilt es, den Körper sehr genau zu beobachten und die Signale wahrzunehmen. In Fällen, in denen das Hirtentäschelkraut die Blutung verstärkt, kann auf andere Kräuter ausgewichen werden, beispielsweise auf den Blutwurz (Potentilla tormentilla), ebenfalls ein geschätzter Blutstiller. Unbedingt zu beachten ist auch, dass bei starken gynäkologischen Blutungen unklarer Ursache immer ein Arzt aufgesucht werden sollte, damit organische Ursachen ausgeschlossen werden können.
Hirtentäschel in der Küche
Heute ist es eher unüblich, das Hirtentäschelkraut in der Küche zu verwenden, früher war es jedoch gang und gäbe. Darauf deuten zumindest volkstümliche Beinamen wie „Bauernsenf“ oder „Gänsekresse“ hin, die vermuten lassen, dass das Kraut zumindest einigen Speisen die nötige Würze gab.
Medikamente und Produkte
Hirtentäschelkraut ist in homöopathischer Zubereitung, beispielsweise als Urtinktur erhältlich oder auch als Fertigpräparat, das vorzugsweise im gynäkologischen Bereich angewandt wird.
Anbau und Ernte
Das Gewöhnliche Hirtentäschel ist ideal für den unbegabten Gärtner, da es alleine und ohne weiteres Zutun gedeiht. Es stellt weder an den Boden noch an klimatische Bedingungen oder sonstiges besondere Ansprüche. Geerntet wird im Sommer, sobald das Kraut blüht. Und wer das Kraut nicht im Garten züchtet, sondern auf das in Wald und Flur zuhauf zu findende Hirtentäschel zurückgreift, achtet im eigenen Interesse darauf, dass der Ernteort in unberührter Natur liegt und auch nicht mit chemischen Düngemitteln in Kontakt gekommen ist.
Gefahrenhinweise zum Hirtentäschelkraut
In der Schwangerschaft sollte das Kraut wegen seiner wehenanregenden Wirkung nicht eingenommen werden. Ansonsten gilt das Hirtentäschel als eines der Kräuter, welches allgemein sehr gut vertragen wird.
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